Donnerstag, 27. November 2014

Gastfreundschaft ohne Ende

Wo soll ich anfangen? 

Seit dem letzten Eintrag ist schon wieder so unglaublich viel passiert. So viel erlebt, so viele Menschen getroffen und keine ruhige Minute gehabt. Deshalb wird dieser Eintrag wohl wieder sehr lang, sorry dafür. Aber: diesmal gibt es auch Fotos. 

 

Beachparty mit Maori und Hai


Laut Campermate (wie ich diese App liebe) gibt es in Porangahau einen Freedomcampingspot direkt am Strand. Unter den Bäumen direkt hinter den Dünen haben wir Uwe geparkt, wollten einfach nur entspannen nach den letzten spannenden Tagen. Da kamen plötzlich zwei Locals zu uns. 'Wanna smoke some weed?' 'No thank you, we don't smoke' 'Wanna drink something?' 'No thank you, it's not even afternoon!' 'But this is camping, get something to drink!' So lernt man sich heutzutage eben kennen. Nach einem Fußballspiel am Strand sind Taane und Dylan wieder gefahren, allerdings mit dem Versprechen mit der Angel für ein Lagerfeuer zurückzukommen.
Ein sehr rücksichtsloser Jemand hat beim Angeln am Strand ein paar kleine Haie gefangen, und die einfach achtlos liegen lassen. Taane (ein Maori) hat vorgeschlagen den mitzunehmen anstatt zu angeln. Also haben wir ein Loch gegraben, Feuerholz gesammelt und das ein oder andere Tuibier vernichtet. Die Naturwissenschaftlerin in mir konnte sich kaum zurückhalten als Dylan (Taanes Cousin und so ein richtiger Hinterwäldlerjunkietyp) den Hai ausgenommen hat. Nachdem alles Essbare im Feuer gelandet war, hab ich mir den Rest genauer angeschaut. Unser kleiner Hai war gerade schwanger, und hatte vier noch kleinere Haie im Bauch. Neugierig hab ich die Fruchtblasen geöffnet und die Babys untersucht. Wirklich erstaunlich, die waren gerademal Handlang und hatten noch riesige Dottersäcke am Bauch. Zwei von ihnen waren sogar noch lebendig aber leider zu klein um zu überleben. Wirklich eine Schande dass jemand einen Fisch fängt und ihn dann einfach so liegen lässt. Was man tötet muss man auch verwenden. Meine Meinung. 

Nachdem das Feuer ausgebrannt war, sind wir mit Taane zu dem Haus gefahren dass er mit seiner Freundin Amber geerbt hat und jetzt renoviert. Auf ca. 2000m² (hauptsächlich Busch) haben sie ein zweistöckiges Haus in dem auch für uns Platz war.
Am nächsten Morgen durften wir Waka fahren, eine Art Kanu, dass die Maori (in viel größer) als Kriegsschiffe benutzt haben. Man sitzt nicht zwischen den Wänden des Bootes sondern auf einem Brett oben drauf und zum Gleichgewicht halten muss man sich in Richtung des Seitenarmes lehnen. Hat richtig viel Spaß gemacht!
Beim Frühstück hat ein Erdbeben der Stärke 6,9 Gisborne getroffen (ca. 200km von uns entfernt). Wir haben es zwar nicht gespürt, aber ein Kerzenständer hat sich auf dem Tisch umherbewegt. Gut dass wir nicht mehr weiter nördlich unterwegs waren!

Abends haben wir King's Cup nach Kiwi Art gespielt und French Toast in der Garage gemacht (die Küche muss noch gebaut werden). Taane kennt viele Geschichten der Maori und es war wirklich cool die Legenden von einem Insider zu hören und nicht nur irgendwo auf einem Infoschild zu lesen. Einer seiner Vorfahren hat beispielsweise den Mt. Ngauruhoe bestiegen um das Land für sich zu erobern. Oben angekommen war er sehr erschöpftund hungrig, hatte aber nichts mehr dabei (Weitsichtigkeit war da noch nicht so im Trend). Also beschloss er seinen Bergsteigerkumpanen zu töten und zu essen. Ihm zu Ehren hat er den Berg dann nach ihm benannt. Ein anderer Vorfahre hat die Erfindung des Haka miterlebt und noch ein anderer hat ganz früher die Wikingerprinzessin geheiratet (ja, die Wikinger waren auch mal hier) und deshalb hat sein ganzer Stamm hellere Haut als die meisten Maori. Auch Taanes eigenes Leben war sehr ereignisreich, aber das würde jetzt zu weit führen (erstes Auto mit elf, Tatoos im Knast selbstgestochen, mehr Drogen ausprobiert als eine Laborratte...). 
Nach einem sehr herzlichen Abschied sind wir noch schnell zum Ort mit dem längsten Namen der Welt gefahren. Taumata whakatangi hangakoauau o tamatea turi pukakapiki maunga horo nuku pokai whenua kitanatahu ist der Ort, an dem Tamatea, der Mann mit den großen Knien, der Berge hinabrutschte, emporkletterte und verschluckte, bekannt als der Landfresser, seine Flöte für seine Geliebte spielte. Und ja, Amber konnte das tatsächlich aussprechen.  

 

Die Ruhe vor dem (im?) Sturm

Die nächsten zwei Nächte verbrachten wir ganz in Ruhe, erst auf dem Alfredton Domain Campsite und dann auf dem Bucks Road Campsite. Es war super windig die ganze Zeit, man mochte das Auto kaum verlassen aus Angst davon zu fliegen. Im Radio haben sie von 130km/h Windgeschwindigkeit gesprochen. Beim Fahren hat man das auch sehr stark gemerkt, ständig musste ich gegen lenken und überall lagen Äste oder halbe Bäume auf der Straße. Nachts unter Bäumen zu schlafen war auch nicht wirklich entspannt. Schließlich waren am Straßenrand auch einige entwurzelt, wieso also nicht auch am Waldrand? 


Wildlifetechnisch alles fit? 

Von Featherston aus sind wir ganz in den Süden gefahren, zum Cape Palliser. Die Straße, eine ca. 60km lange Sackgasse, windet sich malerisch über die Hügel bis hin zum Meer, wo sie sich dann zwischen Felswand und Meer bis zum Leuchtturm entlangschlängelt. Ein "Achtung Pinguine" Schild weckte bei uns die (falsche) Hoffnung hier ein paar kleinen Frackträgern zu begegnen. Fehlanzeige. Fast am Ende der Schotterstraße warteten stattdessen neuseeländische Seebären auf uns. Direkt am Ufer, zwischen und auf 
den Felsen saßen und lagen sie rum. Überall! Da sie sehr gut getarnt sind, hat man zuerst gar nichts gesehen, und dann immer mehr. In einem Pool lag zu unserem Erstaunen auch eine Seeelefanten Kuh, die da ein bisschen relaxed hat. Es war so unglaublich diese Tiere einfach mal in freier Natur zu sehen, ohne Zaun, nicht von einem Boot aus. Die Robben ließen sich von uns gar nicht stören, sind auf den Felsen umhergeklettert und haben gebadet. Die Seeelefantin hat sich nach einer Weile aus dem Wasser rausgehieft (anders kann man's nicht sagen). Aber da so viele Felsen zwischen ihr und uns waren sind wir relativ entspannt geblieben. 
Das eigentliche Highlight am Cape, der Leuchtturm war nach diesem Erlebnis nur noch halb so cool. Trotzdem sind wir die 250 Treppenstufen hochgeklettert um die Aussicht zu genießen. 
In Ngawi, einem kleinen Ort auf dem Weg zum Cape gibt es dank dem lokalen Council ein Freedomcampinggebiet direkt am Strand. Dort haben wir mit Meerblick zwei Nächte verbracht und wunderschöne Sonnenuntergänge beobachtet. Am Strand dort gab es außerdem unzählige riesige Paua-Muscheln. Die kosten im Laden so um die 13$ das Stück, und wir haben beim Spaziergang nebenbei jeweils sechs gefunden. 


Adoptiert von Samoanern


Regentag, Bibliothekstag. In Upper Hutt (nach der schrecklichen Fahrt über die Berge, im Nebel, mit Sturmböen) sind das erste Mal an diesem Tag in die Bücherei gegangen. Danach war Uwe's Batterie leer. Muss man das Licht wirklich ausmachen? Hmm. Zum Glück standen wir gegenüber einer Werkstatt, aus der ein freundlicher Kiwi eine LKW Batterie geholt hat und uns Starthilfe gegeben hat. In Lower Hutt haben wir völlig legal in einem Top 10 Holidaypark geduscht und sind erneut in die Library gegangen. Eine halbe Stunde später fanden wir uns mit Blumenkränzen auf dem Kopf und Lawalawa um die Hüften in Mitten eines Chorwettbewerbs mit anschließendem Essen einer samoanischen Kirchengemeinde wieder. Nanu? Wie konnte das denn schon wieder passieren? In der Bücherei hat uns Emily, die Frau des Pfarrers angesprochen und war ganz entsetzt darüber dass wir im Auto schlafen. Um das zu verhindern hat sie uns eine Unterkunft gesucht - und gefunden. Wir konnten mit Naomi und Alex Wulf mitgehen. Die beiden wohnen mit zwei der fünf Kinder in Wainuiomata, einem Neben/Vorort von Lower Hutt. So kam es dazu, dass wir uns nun stolze adoptiv-Samoaner nennen dürfen. Naomi hat uns jeweils noch ein Lawalawa geschenkt (so Tücher die alle um die Hüfte tragen, quasi wie ein Schottenrock, nur tropischer) und uns gesagt dass wir wie ihre eigenen Kinder für sie sind. Die Gastfreundschaft der ganzen Familie ist wirklich grenzenlos.
Am Sonntag wurden wir mit zur Kirche genommen, gleich zwei Gottesdienste haben wir miterlebt. Einen gemischten, für alle Mitglieder der Gemeinde (Samoaner und Cook Islander), und einen auf samoanisch. Anschließend gab es im Gemeindehaus noch was zu Essen. Samoaner sind sehr fixiert auf's Essen, besonders auf Fleisch. Deshalb sind wir nach der Kirche auch nochmal zum Fish'N'Chips Laden gefahren und haben was für den "kleinen Hunger" geholt (5 große Fischstücke, 2 fritierte Hotdogs, 2 Würstchen, fritierte Ananas und ca. 1kg Pommes). 


Oh Wellywood... 

Tagesausflug in die Vergangenheit

Wieder ein großer Unterschied zwischen Deutschland und Neuseeland: so ein cooles Museum wäre niemals kostenlos! Für das neuseeländische Nationalmuseum Te Papa muss man zwar keinen Eintritt bezahlen, dafür sind die Parkhauskosten außerirdisch. Für 6 einhalb Stunden haben wir 22$ bezahlt. Egal, das Museum war's auf jeden Fall wert. 
Es ging los mit einem Blauwalskelett, einem riesigen Riesentintenfisch aus der Tiefsee und einem Rundgang durch eine kleine Kalksteinhöhle. Dann folgten Vulkane, Erdbeben und die Entstehung Neuseelands. Als nächstes die Geschichte der Maori und anderer Einwanderer aus dem Pazifik und deren Kunst. 
Wirklich spannende und interessante Sachen waren da zu sehen, haben auch was gelernt (ist ja schon fast eine Bildungsreise :D ). 

 

Tagesausflug nach Mittelerde




Am Dienstag haben Naph (Naomis Sohn) und Nella (seine Freundin, bei denen wir momentan wohnen) uns mit nach Wellington genommen, weil sie da arbeiten. (Juhu, Spritkosten und Parkgebühr gespart!) Vom Te Papa sind wir 9km zum Flughafen gelaufen um uns da die übergroßen Figuren aus Mittelerde anzuschauen. Gollum jagt sich 'nen frischen, saftig-süßen Fisch, Gandalf reitet die Adler spazieren und Smaug macht ein Nickerchen beim Check in. 3km später waren wir in der Park Road, dem Ort, an dem ganz viel von Herr der Ringe und dem Hobbit entstanden ist. Dort befinden sich nämlich die Weta Workshops und die Park Road Post Production (da wird JETZT gerade der letzte Teil vom Hobbit fertig gestellt!!). Wir konnten in zwei Lagerhallen rein spickeln, wo kreative Menschen gerade an irgendeiner Kulisse gebaut haben. Am Ender der Park Road befindet sich das Weta Cave, ein kleines Museum in dem auch ein Film über die Arbeit von Weta (Workshops & Digital) zu sehen ist. Als echte Fans mussten wir natürlich auch die Tour durch die Werkstatt machen, die Geld kostet und auf der man leider keine Fotos machen darf (und kann). Aber: meine Güte, das war wirklich cool! 
Die Leute von Weta arbeiten an mehr Filmen mit als man denkt (neben den offensichtlichen Mittelerdefilmen auch Avatar, Avengers, Spiderman, King Kong, Godzilla, Tim und Struppi, District 9 und viele andere). Die kümmern sich um Kostüme, Waffen, Miniaturen, Monster, Special Effects und Motion Capturing.
Ich freu mich immer für Leute die ihr Hobby und ihre Leidenschaft zum Beruf machen können und dadurch auch noch Teil von solch tollen Projekten werden können. Insgeheim bin ich dann ein bisschen neidisch und würde das auch gerne machen. 


 

Wellington Classics

Für ein klassisches Wellington-Foto sind wir mit dem Cable Car den Berg zum Observatorium hochgefahren. Der Weg vom Berg runter führte durch den Botanischen Garten, was immer gefährlich ist. Wenn da steht 20 Minuten brauchen wir ne Stunde. Zu viele coole Blumen, zu viele Fotos, der Garten verschlingt uns einfach und wir finden nie mehr raus! Am unteren Rand lag dann auch noch ein risieger Rosengarten und Zack war der Akku leer. Trotzdem haben wir es irgendwie geschafft wieder rauszufinden und sind vorm Parlament gelandet.
Nach einem Picknick im Vorgarten des Parlamentsgebäudes haben wir eine kostenlose Tour durch eben dieses Haus gemacht. Auch wenn man denkt "Urgh, Parlament, Regierung, Langweilig" war es überhaupt nicht so. 

Der Tourguide war lustig und hat ein paar nette Anekdoten erzählt. Zum Beispiel haben die da einen großen traditionellen Maori-Anker stehen, an dem alle Nationen die irgendwie mit Neuseeland befreundet sind und alle die mit Migrationshintergrund hier leben ein Band dranmachen durften. So symbolisch. Dafür gab es Richtlinien, die Breite und Länge des Bandes betreffend. Welches Land hat sich wohl als einziges exakt an alles gehalten? Richtig, 12 Points to... Germany!
Neuseeland ist außerdem das einzige Land, indem jeder Brief den ein Bürger bezüglich eines Gesetzes schreibt gelesen werden muss UND der Bürger auch persönlich angehört werden muss, wenn er das möchte. 


 

Support the whale navy!

Nichtsahnend schlenderten wir die Promenade am Hafen entlang zurück zu Te Papa, da wurden wir auf ein Schiff aufmerksam, vor dem eine Gruppe Menschen versammelt war. Nach kurzem grübeln viel uns ein, woher uns das Logo auf dem Schiff so bekannt vor kam: Sea Shepherd liegt vor Anker! Sea Shepherd ist eine Organisation, die vom Mitgründer von Greenpeace, Paul Watson, gegründet wurde, da ihm das Protestieren allein nicht genug war. Mit ihren Schiffen verhindern die Freiwilligen in der Antarktis dass japanische Walfänger tatsächlich Wale fangen können oder machen ihnen zumindest das Leben erheblich schwerer. Walfang ist ja eigentlich verboten, aber die Japaner haben in den letzten Jahrzehnten unter dem Vorwand der Forschung weiter Wale gefangen und getötet. Das ist jetzt als illegal anerkannt worden, was die Japaner aber wenig kümmert, ab nächstem Jahr machen sie einfach weiter. 
Ich bewundere diese Menschen, die ihr Leben riskieren um andere Lebewesen zu retten, und das alles vollkommen ohne (materiellen) Gewinn. Meinen vollen Respekt! Gesetze sind gut und notwendig, aber bringen herzlich wenig wenn sich niemand darum kümmert dass sie eingehalten werden.


Und sonst so? 

Tja, und sonst so? Am Samstag fahren wir mit der Bluebridge Fähre nach Picton auf die Südinsel. Auf der Überfahrt soll das Schiff angeblich meist von einer Gruppe Delfine begleitet werden. Das wäre so cool! Wir werden zwar sicherlich in Kaikoura noch welche sehen, aber je mehr desto besser! Einen Blick auf die Berge konnten wir vom Cape Palliser schon erhaschen, aber ich bin trotzdem schon ganz aufgeregt was da auf uns wartet. Finja hat so hohe Erwartungen und ich hoffe dass sie da nicht enttäuscht wird. Ich bin auch gespannt wie unser Leben da so aussieht, mehr Campen oder mehr Familie-spricht-uns-an-und-wir-wohnen-da? Viele Freedomcampingspots haben wir schon auf einer Karte entdeckt, aber ob das auch wirklich so easy ist? Was machen wir an Weihnachten und finden wir mal wieder nen Job? Fragen über Fragen :D 
Es sind ja nun fast drei Monate vorbei, und ich weiß nicht wie's euch geht, aber das ging verdammt schnell! Ich hab jetzt schon so viele wertvolle Dinge gelernt und so viele unvergessliche Momente erlebt. Ich bin unendlich dankbar dafür dass ich die Möglichkeit habe so eine Reise zu machen, und ich hoffe so sehr dass es nicht die einzige bleiben wird. Manchmal hab ich so Momente in denen mich das alles überwältigt und ich wie blöd vor mich hin grinse. Aber das ist egal. Wen kümmert's was andere denken? Ich bin glücklich verdammt noch mal! Worauf auch immer ich Lust hab, ich kann es tun und ich werde es tun. Wenn jemand neidisch ist, hab ich alles richtig gemacht. 
Whoa, sorry für den kleinen Gefühlsausbruch.

 

Jetzt hab ich das Schlusswort ja schon quasi geschrieben. Hm.. Naja.. Dann... Ach ja, rechts in der Leiste ist jetzt ein Kasten für Emailbenachrichtigungen, so dass alle die nicht bei Facebook auch immer Bescheid wissen wann's was Neues zu lesen gibt. (Ich hoffe das funktioniert auch). 

 

Alles Liebe wünscht euch eine sehr glückliche Julia <3 xx

Sonntag, 16. November 2014

Guy Fawkes, Lovemobil, Stockbrot und Mee(h)r

162km durch die Berge

Am Samstag morgen sind wir nach einer tollen Woche im Park Hotel aufgebrochen. Nach Süden am National Park entlang, den beeindruckenden Mount Ruapehu immer im Blick, dann nach Osten. In Taihape haben wir bei New World unsere Vorräte mit dem Nötigsten aufgestockt (nicht allzu viel, dank des Ganzen Free Foods aus dem Hotel) und sind dannauf die 162km lange Straße nach Napier eingebogen. Durch die Berge, ohne nenneswerte Siedlungen, nur Wald, Wiesen, Berge und Uwe. Das Wetter war auch endlich wieder traumhaft schön, Zeit meine neue (gefundene) kurze Hose auszuprobieren! Mit offenem Fenster und lauter Musik sind wir auf der sehr kurvigen Straße entlanggefahren, haben das Gefühl wieder "on the road" zu sein genossen. Am Rangitikei River, neben einer verlassenen Brücke war ein schöner Parkplatz direkt am Fluss. Der perfekte Nachtplatz! Bis zum Abend haben wir die Sonne in vollen Zügen genossen, Pancakes gegessen und ein Nickerchen gemacht.
Die Fahrt am nächsten Tag war anstrengender, denn die Straße war enger, kurviger und beachtlich steiler, so dass sich Uwe teilweise sehr gequält hat. Napier rückte immer näher, ebenso das Meer, dass wir schon so lange nicht gesehen hatten. Direkt neben der Straße haben wir Uwe abgestellt, doch dort schlafen konnten wir nicht. Denn ein nettes älteres Ehepaar hat uns angesprochen und zu sich auf die Auffahrt eingeladen. Doug und Breannie haben uns auch noch zu Tee und Keksen eingeladen, uns Tipps gegeben und vier Eier geschenkt.

Es will immernoch nicht in meinen Kopf rein, dass die Menschen in Neuseeland eben so nett SIND. Immer wieder bin ich überrascht, obwohl wir mittlerweile genug Beispiele gesammelt haben, um das als normal anzusehen. Aber vielleicht ist es besser sich nicht daran zu gewöhnen und jedesmal aufs Neue dankbar zu sein? 

 

Marine Parade - Leben am Strand

Day One in Napier: Diese Eier haben wir uns am nächsten Morgen in Napier, direkt vor irgendeinem Bürogebäude unter den amüsierten und irriterten Blicken der vorbeieilenden Berufstätigen gekocht. Aber hey, es hat geregnet, wir wollten nicht nass werden, und das Haus hatte ein Vordach. Da kam eben eins zum anderen, völlig ohne unser Zutun. Da das Wetter nicht so toll war, hatten wir keine Lust uns Napier anzuschauen und haben den Großteil des Tages in der Library verbracht. Auf der Suche nach einem Nachtplatz haben wir uns ertsmal an den Strand gestellt, ans untere Ende der Marine Parade. Dort stand neben uns ein kleiner, pinker Toyotabus, bemalt mit Herzen, "Love" und "Local, Fresh & Happy" Schriftzügen: das Lovemobil. Die Bewohner, Felix und Marvin aus Thüringen (Überraschung, schon wieder Deutsche!) stellten sich als super nett heraus, und blieben für die nächste Woche unsere "Nachbarn" am Strand. Dort gibt es nämlich zwei Parkplätze, einmal den, auf dem man nicht übernachten darf, der dafür aber eine Toilette hat, also unsere Basis für die Nacht ist. Und ca. einen Kilometer außerhalb von Napier gibt es einen Platz, ohne alles, auf dem man aber in Gesellschaft von ca. zwei bis fünf anderen Backpacker Autos sicher die Nacht verbringen kann. Alles direkt am Strand, höchstens 20 Meter bis zum Wasser.
 

Day Two: Stadtrundgang, oder sowas in der Art. Ganz kiwistyle sind wir barfuss den wunderschönen Fußweg am Strand entlang gelaufen. Vorbei an der "Spirit of Napier Sculpture", der "Millenium Sculpture", tollen Spielplätzen (auf einem stand genau das gleiche Klettergerüst wie auf dem Schulhof vom GSG) und Parkanlagen. Es ist wirklich schade dass in Deutschland sowas sofort von irgendwelchen pubertären Jugendlichen zerstört wird. Finja und ich sind die "Places of Interest" auf der Karte aus dem iSite abgelaufen, bzw. haben wir damit angefangen. Das "Opossum World" war ein sehr schräger Laden, man konnte alles mögliche aus Opossums kaufen, Felle, Kleidung, Opossummerino und andere Souvenirs. Dazu gab es noch eine kleine Ausstellung über Opossums, warum es eigentlich gut ist dass sie zu tausenden für Pelze getötet werden. Ursprünglich kommen Opossums nämlich aus Australien, hier in Neuseeland sind sie eine Plage, denn sie zerstören die einheimischen Pflanzen und rauben den Vögeln ihre Eier. Trotzdem gibt es sicher würdevollere Wege das darzustellen als die Opossums ausgestopft in merkwürdige Positionen zu bringen und zu zeigen wie sie getötet werden. Als uns die Füße vom vielen barfuss laufen wehtaten sind wir (nach einem kleinen Abstecher in die Library) wieder zum Strand zurück gekehrt.
 

Day Three: nicht so geiles Wetter. Trotzdem sind Finja und ich in den Botanischen Garten gegangen. Ich liebe es einfach durch die ganzen bunten Blumen zu gehen und die Gedanken schweifen zu lassen. Es gab auch eine Voliere mit Wellensittichen, einen Ententeich mit unzähligen kleinen Watschelküken und einen Taubenschlag, unter dem man besser nicht lang geht. Am Wegrand hab ich quasi die Quelle des Glücks gefunden, ein sechsblättriges Kleeblatt, das ich natrülich gleich mitgenommen und ins Reisetagebuch eingeklebt hab. Sowas darf sich ja nicht vermehren, sonst gibt's ja plötzlich viel zu viel Glück auf den Wiesen der Erde :D Auf der Karte der Stadt waren noch ein paar weitere Parks eingezeichnet, die wir auch nch besucht haben. Der erste war eigentlich ein Sportplatz, der zweite ein Sportstadion und der dritte ein noch viel größerer Sportplatz. Im Fluss in einem Grünstreifen haben wir schließlich einen Schweinekopf schwimmen sehen, und da war es dann mit der Lust Parks zu entdecken vorbei.
Abends konnten wir der Versuchung nicht wiederstehen und sind zu Domino's gefahren, aber mal ehrlich, eine Pizza für umgerechnet 3€ kann man sich doch auch mal erlauben, oder nicht?
Was uns am Strand erwartet hat, konnte aber sogar Pizza übertreffen. Guy Fawkes Night stand an. In dieser Nacht hat 1605 ein Kerl, Guy Fawkes, versucht das britische Parlamentsgebäude niederzubrennen. Jemand hat ihn allerdings rechtzeitig aufgehalten, und nun wird jedes Jahr mit tausenden Lagerfeuern am Strand und Feuerwerk gefeiert, dass es damals nicht brannte. Logisch, oder? Als erstes haben wir uns an das größte Feuer in Sichtweite gesetzt, das der "Turning Point" Kirche gehörte. Die haben uns gleich Bratwurst angeboten, uns über unsere Reise ausgefragt und uns zum Gottesdienst eingeladen. Am Feuer hatten sie dann auch noch Marshmallows für uns. Kirchenmenschen sind schon gar nicht so schlecht. Bis die Jugendlichen dann angefangen haben Böller ins Feuer zu werfen, Pappkartons über Feuerwerksbatterien zu stülpen und Marshmallows in die Luft zu jagen. Da haben wir uns dann von der Kirche abgewandt und sind ans nächste Feuer gelaufen.
Zum Glück! Als wir uns dazusetzten wurden wir als erstes gefragt ob wir denn auch schon 18 seien (ja logo) und dann wurde uns eine Dose Bourbon&Cola angeboten. Raewyn, so hieß die Frau, hat sich mit uns unterhalten, sie hat uns auf 12 (Finja) und 16 (ich) Jahre geschätzt. Sehen wir so jung aus?! Als wir ihr von unseren Erlebnissen erzählt haben, und davon, dass wir manchmal für Unterkunft und Essen bei jemandem arbeiten, hat sie uns zu sich eingeladen, denn ihr Haus "könnte mal wieder eine Reinigung vertragen". Oh Kleeblatt, ich spüre deine Macht! Unfassbar, so einfach kann man einen Job bekommen.
Ich bin ein bisschen neidisch auf die Neuseeländer, wir haben nur einmal im Jahr Feuerwerk, und da ist es dann auch noch kalt draußen. Hier in Napier konnte man am Strand feiern, jeder hatte sein eigenes kleines Lagerfeuer aus Treibholz und überall entlang der Bucht konnte man die Feuerwerke der anderen sehen.
 

Day Four: Regen. Monopoly Empire im Lovemobil mit Marvin und Felix. Library. Kochen im Klohäuschen, weil's draußen zu windig und nass war. Solche Tage sind eigentlich echt nervig wenn man an ein Auto gebunden ist. Man muss einfach das Beste draus machen und jede regenfreie Minute nutzen.
 

Day Five: Stockbrot! Das sonnige Wetter haben Finja und ich zu einem richtigen Stadtrundgang genutzt. Die ganze Marine Parade entlang, durch dir Centennial Gardens auf den Berg zum Bluff Hill Lookout. Von dort aus konnte man über Napier und vor allem den großen Frachthafen schauen. Obwohl wir so weit wie's nur geht von Deutschland entfernt sind, ist der Hafen voll mit "Hamburg Süd" Containern. Was wird denn nur so fleißig von Hamburg nach Neuseeland und umgekehrt verschifft? Auf dem Lookout war auch eine Gruppe Deutscher, die viel zu jung aussahen (vllt 15 oder 16) um auf eigene Faust nach NZ gekommen zu sein. Leider haben sie auch ein schlechtes Bild von Deutschland verbreitet, so dass man sich wünscht aus einer anderen Generation aus einem anderen Land zu kommen. "Ich weiß nicht ob ich zu der Party kommen darf" "Der und der war auf der letzten Party soooo besoffen, hihi" "Keine Ahnung ob wir in die Disco schon reinkommen" "Irgendwer hat mir versprochen dass wir nächstes Wochenende noch Shots zusammen trinken". Das war ernsthaft alles was die sich zu sagen hatten. Am anderen Ende der Welt, in Neuseeland, in Napier, an diesem Ort mit unglaublichem Ausblick. Die sollten sich privilegiert fühlen dass ihnen so ein Erlebnis ermöglicht wird und das mal wertschätzen. Gute und tolle Menschen haben ihr ganzes Leben lang nicht die Chance sowas machen zu können, und diese Kinder scheinen sich ihres Glücks nichtmal bewusst.
Da wir uns dessen bewusst sind, wollten wir uns auch noch die anderen schönen Orte in Napier anschauen und sind weiter zum Perfume Point gelaufen und haben uns auch das National Tobacco Company Building angeschaut. Das ist laut Lonely Planet das schönste Art-Déco Gebäude der Stadt. Napier besteht allerdings fast nur aus solchen Häusern, da nach einem Erdbeben 1931, das alles zerstört hat, die ganze Stadt in diesem Stil wieder aufgebaut wurde.
Zurück am Strand haben Felix und Marvin vorgeschlagen abends ein Lagerfeuer und Stockbrot zu machen. Gesagt getan, Teig angerührt (wunderweib.de sei Dank für das Rezept) und Finja und ich haben schnell noch Marshmallows gekauft. Wenn schon, denn schon! Halbe Sachen machen wir hier nicht. Deshalb haben wir auch gleich 500g Mehl genommen und den größten Topf rausgeholt. Neben einem Baumstamm als Bank und einer Grube im Kies für's Feuer haben wir unsere Vorräte und einen Haufen Treibholz aufgestapelt. Dann mussten nur noch die Stöcke angespitzt werden (sonst gehen ja die Marshmallows kaputt) und dann ging's los! Vier fette Stockbrote gab es für jeden, runtergespült mit Becks, und zum Magen ausstopfen Marshmallows hinterher. Gut gesättigt sind wir dann irgendwann in unseren Schlafsäcken am Strand eingeschlafen. Auf Kies schläft es sich erstaunlich bequem und mit einem Feuer (danke Marvin für's Holz nachlegen!) an den Füßen wird's auch nicht kalt. Später, nach einem wunderschönen Sonnenaufgang haben wir uns dann aber doch nochmal ins Auto verkrümelt um ein paar Stunden bequem zu schlafen. Allerdings kann ich bei Sonnenschein nicht länger als bis 8 schlafen, dann wird's mir zu warm hinten im Auto und ich muss mich nach vorne setzen. Wie Finja das aushält ist mir ein Rätsel :D
 

Day Six: Farmer's Market. Ich hatte gehofft ein paar Schnäppchen zu finden, günstige Avocados, Orangen, Kiwis, irgendwas, schließlich ist Hawke's Bay eine einzige Farmlandschaft. Fehlanzeige. Das Obst war teurer als bei Pak'nSave (deren Policy ist ja auch "NZ's lowest food prices") und auch sonst gab's nicht viel interessantes zu sehen. Da ist sogar der Markt am Riedenbach in Osnabrück spannender. Weil wir ja schon auf dem Markt kein Geld ausgegeben haben, sind wir in den Sushi Club gegangen, und haben uns jeweils für 5$ Sushi gekauft. Yumm! Marvin und Felix haben aber erzählt, dass es in Wellington für 2 oder 3 Dollar 8 Stück Sushi gibt, weil die ihre Vorräte loswerden und nicht wegschmeißen wollen. 

 

Seit wann machen wir Aupair?!

Um 15 Uhr sind wir zu Raewyn gefahren, der Frau vom Lagerfeuer. Sie wohnt mit ihren drei jüngsten Kindern (die beiden älteren sind schon ausgezogen) Lucius, Lexie (beide 9) und Harlem (oder auch Ham, anderthalb) und der Hündin Haze in Tamatea, einem Vorort von Napier. Sie hat uns im Wohnzimmer, das die Familie nicht benutzt, eine Matratze vor den riesigen Flatscreen gelegt und uns gebeten uns ganz wie Zuhause, wie ein Teil der Familie zu fühlen. Die Kinder haben uns da auch keine andere Wahl gelassen. Die Cousine Bria (auch 9) war noch zu Besuch und wir wurden intensiv bespielt. Trampolin hüpfen, Haare flechten, mit dem Hund spielen und deutsche Wörter aufschreiben. Zum Glück mussten wir uns nicht auch noch um Ham kümmern. Lucius hat mir ganz stolz sein 50cc Dirtbike gezeigt, das funktionierte nämlich nicht mehr richtig. Deshalb haben wir dann das Lovemobil angerufen, Marvin kennt sich nämlich ein wenig mit Mottorrädern aus. Felix und er sind dann auch noch zu Raewyn gefahren gekommen. Aber auch nach zwei Tagen Arbeit am Motorrad lies sich da nichts mehr machen. Immer wenn ein Teil repariert war, ist das nächste kaputt gegangen, bis am Ende nur noch ein Schweißer hätte was ausrichten können.
Finja und ich mussten am ersten Tag unsere Übernachtung mit putzen bezahlen. Die Küche sah auch aus, als hätte sich da schon ewig niemand mehr mit einem Putzlappen rangewagt. Einiges Stunden später sah alles fast wie neu aus, die Wände haben ihre weiße Farbe mal wieder blicken lassen und die Arbeitsfläche war frei von Glasscherben und Müll. Obwohl Raewyn eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern ist, muss es doch nicht ganz so schlimm aussehen. Sie hat die meiste Zeit, die sie Zuhause war, fernsehend in ihrem Zimmer mit dem iPhone in der Hand verbracht. Am zweiten Tag mussten wir die Zimmer von Lucius und Lexie aufräumen. Das hätte mich fast umgebracht, weil meine Hausstauballergie Alarm geschlagen hat. Die Zimmer waren auch eigentlich nicht für Kinder geeignet. Lucius hatte nichtmal einen Kleiderschrank und haufenweise Elektroteile hinterm Sofa. Beide Kinder hatten große (alte) Fernseher und iPod-touchs, Lucius hat mehr Playstationspiele ab 16 und 18 im Regal als ich. Raewyn ist bestimmt eine gute Mutter, sie hat auch viele gute Ideen, aber irgendwie setzt sie das nicht auf ganzer Linie durch.
Abends haben wir es uns immer im Wohnzimmer gemütlich gemacht, die Batman Trilogie geguckt und das Wlan ausgenutzt. Da hab ich aber nicht gebloggt weil mir noch nicht danach war. Und ich brauch ein bisschen Ruhe zum Schreiben, die gab es da wirklich nicht. Am Sonntag Abend haben wir sogar das Moto2 und MotoGP Rennen gucken können :)
Es war schon sehr schön, ein bisschen Familienleben, Lucius ist ein wahrer Engel, ein sehr schlaues kleines Kerlchen. Ich hab mich echt wohl gefühlt, konnte ein bisschen skypen und mit dem Hund kuscheln.

Am Mittwoch morgen haben wir uns von Marvin und Felix verabschiedet, Raewyn einen Danke-Brief da gelassen und sind nach Hastings gefahren um zu Tanken und Einzukaufen.

 

Gannets und Nachtwanderungen

Weil wir zu faul waren in Hastings auszusteigen, sind wir direkt wieder an die Küste nach Te Awanga gefahren. Dort gab es zwar einen Parkplatz auf dem man über Nacht stehen darf, allerdings nur für selfcontained vehicles (kleiner Tipp am Rande: Wenn ihr nach Neuseeland kommt und ein Auto kauft oder mietet, nehmt eins mit Selfcontained-Aufkleber. Das macht die Schlafplatzsuche SO viel einfacher!). Deshalb sind wir in die Seitenstraßen gefahren und haben nach einem Haus gesucht bei dem wir fragen ob wir auf der Auffahrt stehen können. Gerade da kam ein Auto an, mit sehr nett lächelnden alten Menschen darin. Schnell ausgestiegen gefragt, umgeparkt. Kaum den Motor ausgemacht, da kam Marianne schon auf uns zu und bot uns an in der Erdgeschosswohnung die sie nicht benutzen zu wohnen. Ähm, ja klar?! Was ist nur mit den Neuseeländern los? :D Sie und Ken haben eins der wenigen Häuser mit erster Etage hier, und unten haben sie eine Wohnung mit tollem Teppich, Bad, Küche, Waschmaschine, Radio und Boxspringbetten. Eigentlich wohnen hier die Kinder von den beiden mit ihren Enkelkindern wenn die zu Besuch sind, aber jetzt haben sie uns angeboten ein paar Tage zu bleiben und es uns gemütlich zu machen. Ken hat uns sogar noch Karten der Region und eine Gezeitentabelle ausgedruckt, uns aufgezeichnet wie wir zum Te Mata Peak nach Havelock North kommen.

Eigentlich wollten wir früh los zum Cape Kidnappers und den Australasian Gannets (Tölpel), vor den ganzen Touristen da sein, allerdings haben wir nicht bedacht, das der Weg die ersten 8km am Strand langführt, und man frühstens zwei Stunden nach Ebbe losgehen darf, in unserem Fall um 14 Uhr. Also hat uns Marianne vorher noch ihrer Freundin Tanja vorgstellt, eine Deutsche die vor 16 Jahren nach Neuseeland ausgewandert ist um zu heiraten. Jetzt lebt sie hier in Te Awanga mit ihrem Mann, zwei Kindern und dem super süßen Hund Poppy, der uns mit der stürmischen Energie eines anderthalbjährigen Hundes begrüßt hat. Wirklich beeindruckend, die ganze Familie, seine Freunde und das alte Leben in Deutschland einfach zurück zu lassen und so weit weg zu ziehen. Allerdings hat sie uns erzählt dass sie sich hier in NZ mehr Zuhause fühlt als in Deutschland, und wenn dann auch noch die Liebe mit ins Spiel kommt, dann hat man ja eigentlich gar keine Wahl mehr. Tanja hat uns bei Kaffee und Kuchen ein wenig über die Unterschiede erzählt. Weihnachten im Sommer ist da ganz oben. Wie soll denn bei strahlendem Sonnenschein Weinachtsstimmung aufkommen? Ich hoffe dass wir über Weihnachten irgendwo eine Familie bei HelpX oder anderswo finden, mit denen wir dann feiern können. Zum Einen wäre das toll um die neuseeländische Tradition zu erleben, und zum Anderen hätte man dann an Weihnachten zumindest ein bisschen Festlichkeit und ist nicht so ganz alleine irgendwo in der Pampa.
Um 14 Uhr sind wir dann am Strand in Clifton aufgebrochen um die größte Tölpelkolonie Neuseelands anzuschauen. 18km lagen insgesamt vor uns, aber ohne das Ganze auf und ab vom Tongariro Alpine Crossing ein Klacks, oder? Auf dem Weg haben wir einige Seesterne, giftig aussehende Quallen, Hummerskelette und sogar zwei recht große Kieferknochen unbestimmter Herkunft gefunden. Nach zweieinhalb Stunden haben wir die ersten Tölpel gesehen. Oben auf den Felsen haben die großen Vögel ihre Nester erbaut. Mit einer Flügelspannweite von bis zu zwei Metern und ihren scharfen Schnäbeln sollte man ihnen nicht zu Nahe kommen, auch wenn sie erstaunlich tolerant den ganzen Besuchern gegenüber sind. Nach dem die ganze Kolonie spätestens im Mai aufgebrochen ist, fliegen die Jungvögel an die Ostküste Australiens, um dort ihre Teenagerjahre zu verbringen. Wenn sie dann mit fünf wieder zurück nach Neuseeland kommen, suchen sie sich dann einen Partner, dem sie (meist) ein Leben lang treu bleiben, auch wenn die Erwachsenen sich für den Winter im Norden der Nordinsel wieder trennen. Hier vor dem Cape tauchen sie mit bis zu 120km/h 20m tief ins Meer um die hungrigen Schnäbel zu stopfen die in den dicht an dicht gebauten Nestern auf ihre Eltern warten.
Die eigentliche Kolonie liegt oben auf der Klippe drauf, da mussten wir dann nochmal einen Kilometer über Schafsweiden den Berg hochkrebsen. Dann haben wir endlich die vielen weißen Vögel gesehen (und gerochen). In der Abendsonne (es war mittlerweile 18 Uhr) haben wir Fotos gemacht und waren vom Verhalten der Tölpel ganz in den Bann gezogen. Anderthalb Stunden nach Ebbe sind wir dann wieder zurück gelaufen. Aber irgendwas stimmte nicht. Da war zu viel Wasser und zu wenig Licht. Da hat uns der Reiseführer wohl falsch informiert! Deshalb mussten wir über Felsen klettern, vor den Wellen flüchten und die Taschenlampe rausholen. Völlig erschöpft kamen wir um halb 9 wieder bei Uwe an. Marianne und Ken hatten sich schon Sorgen gemacht, zum Glück haben wir es gerade noch vor dem Gewitter geschafft.

 

The Giant among Us

Der Te Mata Peak ist eine 399m hohe Hügelkette südlich von Havelock North, laut der Maori Legende (gibt es in NZ eigentlich irgendeinen Ort ohne Maori Legende?!) liegt dort ein Riese auf dem Rücken. Ein Mann, Rongokako, wollte die Tochter eines anderen wichtigen Mannes heiraten, musste sich aber (wie für Legenden üblich) erstmal als ehrwürdig beweisen. Alle Aufgaben die ihm gestellt wurden, hat er geschafft, aber an der letzten ist er gescheitert. Er sollte sich nämlich durch einen Berg hindurchfuttern, ist aber leider am letzten Bissen erstickt. Darum liegt er seit dem dort tot auf dem Rücken in der Landschaft, seinen Umriss kann man von Hastings aus erkennen.
Für uns war es allerdings "nur" eine schöne, zweistündige Wanderung durch Mammutbaumwälder und über Kalkgesteinberge mit fossilen Meeresbewohnern auf den Gipfel mit 360° Ausblick über die Gegend. Als faul kann man uns nach den letzten zwei Tagen aber wirklich nicht mehr bezeichnen!
Nach heute allerdings schon, denn wir haben nach einem Plausch mit Marianne den Tag einfach nur so ins Land streichen lassen und gelesen, ich hab Kreuzworträtsel auf Englisch gemacht (gar nicht so easy) und wir haben unsere Blogs schonmal geschrieben, auch wenn wir hier kein Internet haben. Aber sonst geht immer ein ganzer Tag in der Library dabei drauf, ich brauch doch immer recht lange. Ich weiß einfach nicht welche Details ich weglassen soll. Soll ich überhaupt was weglassen?

Das hab ich jedenfalls in den letzten zwei Wochen so erlebt und gemacht. In zwei Wochen schon geht unsere Fähre auf die Südinsel, dann wird's nochmal spannender. Bis dahin.. Tja, schauen wir uns Wellington an und vorher das letzte bisschen Ostküste der Nordinsel. Auf dem Weg gibt es noch eine Seehundkolonie, zahlreiche einsame Strände und zum Glück genügend kostenlose DOC Campingplätze. In Wellington gibt es hoffentlich noch irgendwo Arbeit oder irgendwie eine andere Möglichkeit in der Stadt mit Uwe unterzukommen.

 

Wenn unser Glück uns nicht verlässt wird bestimmt noch das ein oder ander spannende Erlebnis auf uns zu kommen, hoffentlich lernen wir auch mal fremdsprachige Backpacker kennen, der Überschuss an Deutschen ist zwar ganz nett (ein bisschen Heimat), aber es wäre schön mal mehr Englisch sprechen zu müssen. Finja und ich fangen schon an manchmal einfach so Englisch zu sprechen, auch wenn wir alleine sind, und bei Raewyn haben wir uns zu viert auch auf Englisch unterhalten, obwohl wir unter uns Deutschen waren.

 

Wie immer, ich freue mich sehr über Nachrichten, auch wenn ich so weit weg bin interessiere ich mich sehr dafür was bei euch so los ist. Und in fünfeinhalb Monaten, am 6. Mai, bin ich wieder im Lande, markiert euch den Tag fett im Kalender, ich erwarte einen Empfang! ^^ :D 

 

PS: Falls "o"s fehlen, sorry, die "o-Taste" ist kaputt. Und falls Bilder fehlen (tun sie), sorry, zu wenig Zeit gehabt, und außerdem spinnt das Mousepad auch wie verrückt, da hätte es mich zu viele Nerven gekostet Fotos auszusuchen, und ich will mich hier ja nicht stressen. ;) 

 

Alles alles Liebe aus dem immer sommerlicheren Land der Kiwis, und big hugs für alle,

eure Julia