Dienstag, 16. September 2014

Der Sommer kommt, der Jetlag geht

Von Mangawhai Heads bis Russell

 

 Endlich los aus Mangawhai!

Die drei Tage Intro Days bei Carmen und John (und ihrem Hund Klecks/ Bumm Bumm) waren echt super. Leckeres Essen, ein Kaminfeuer am Morgen, Strandspaziergänge am Nachmittag und dauerhafter Internetzugang haben das Ankommen im fremden Land sehr vereinfacht. Carmen ist mit uns auch nach Wellsford gefahren um ein Bankkonto zu eröffnen und unsere Steuernummer zu beantragen, was uns alleine vermutlich vollkommen überfordert hätte. Das Auto, das für uns bestimmt war, Matt (benannt nach seiner matt-dunkelgrauen Farbe, da müssen wir uns echt noch was besseres überlegen), sah auch echt in Ordnung aus. Für seine fast 20 Jahre und 260000km ist er noch fit wie ein Turnschuh. 
Am Donnerstag, unserem ursprünglich letztem Tag in Mangawhai Headsmit dem Intro Days, haben wir dann erfahren dass wir das Auto erst haben dürfen, wenn all unser Geld bei Carmen auf dem Konto angekommen ist. Das hätte sie uns auch früher sagen können. Ich dachte es würde reichen wenn wir mit ihr gemeinsam die Überweisung losschicken, da wir ab dann ja nichts mehr tun können um unser Geld aufzuhalten. Naja, da lag die Schuld auf beiden Seiten. Ärgerlich war es nur, weil unsere Vorfreude und Abenteuerlust sich gar nicht gerne von gezwungenem Nichtstun aufhalten lies (und weil wir dann 25$ pro Nacht und Nase ohne Essen bei ihr bezahlen mussten). Egal, jedenfalls mussten wir bis Sonntag Mittag in unserer kleinen Hütte ausharren. Dann ging's endlich los!

 Auf nach Bream Bay

Bei der ganzen Aufregung um's packen und auf der linken Straßenseite fahren, wussten wir erstmal gar nicht wo wir hin sollten. Also haben wir am Strand geparkt und unser (im Auto enthaltenes) umfassendes Kartenmaterial studiert. Die Wahl fiel auf den DOC (Department  of Conversation) Campingplatz in Bream Bay, Uretiti Beach Campsite. Dort haben wir direkt hinter den Dünen unsere erste Nacht im Auto verbracht. 
Abendbrot haben wir am menschenleeren Strand auf einer Isomatte gegessen. So fühlt sich Freiheit an! Es war wirklich traumhaft schön, bis auf ein paar Möwen und Schwalben war so weit das Auge reicht keine Menschenseele zu sehen (okay, da waren weiter weg noch zwei andere Camper, die aus Plastikweingläsern getrunken haben, aber trotzdem!). Rechts und links an der Bucht waren große Regenwolken zu sehen, aber über uns war der Himmel blau. Zumindest andfangs. Als wir aufgegessen hatten fielen die ersten Regentropfen und wir sind schnell zum Auto gelaufen. 
Um 19 Uhr hieß es für uns auch schon "Gute Nacht", denn als Backpacker im Auto hat man keine große Wahl als sich nach der Sonne zu richten. Das ist aber gar nicht so schlimm, dafür wacht man morgens auch schon um halb 8 wieder auf und hat den ganzen Tag noch vor sich. 

Whangarei und Kauris

Am nächsten Morgen haben wir uns direkt auf den Weg nach Whangarei gemacht. Dort wollten wir uns erstmal mit Lebensmitteln eindecken. Gesagt getan, wir sind in den ersten und größten Supermarkt gegangen den wir finden konnten, den Pak'N'Save. Der ist wirklich wahnsinnig groß (wer schonmal in Südfrankreich war, größer als Super/Mega/Hyper U!) Da gibt's wirklich alles was das Herz begehrt. Sparsam wie wir sind, haben wir fleißig Preise verglichen. Die mit Abstand billigste Marke war "Budget", von der auch ein großteil unserer Errungenschaften stammt.
Als wir bei den Tomatensaucen standen, und überlegten ob Dosen oder Gläser praktischer seien, sprach uns ein netter alter Mann im Rollstuhl an, fragte wo wir herkommen und was wir so treiben. Weil er so nett war haben wir uns ein Weilchen mit ihm unterhalten und später hat er uns seine Telefonnummer gegeben und uns erzählt, dass er an der Westküste, bei Dargaville, Land besitzt, auf dem wir gerne Campen dürfen wenn wir in der Nähe sind. Das haben wir natürlich dankbar angenommen, jede Adresse und Telefonnummer ist ein Gweinn. Jetzt haben wir schon drei Anlaufstellen, die Bekannte von Finjas Oma, Pat (in wheelchair) und den Fotografen bei Facebook. Besser geht's doch nicht!
Nach dem Einkauf haben wir uns auf dem Parkplatz erstmal ein Marmeladenbrot geschmiert, shoppen ist anstrengend! In der Touristinformation (oder i-Site, wie das hier heißt) haben wir dann eine Karte besorgt und beschlossen dass der Botanische Garten unser erstes Ziel sein sollte. 
Der Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt, der Botanische Garten ist eine wirklich tolle Anlage, nicht dass was man in Deutschland so unter "Garten" versteht, sondern eher ein riesiges Gelände mit Bergen drauf und Wanderwegen. Wagemuig haben wir auch direkt den "Kauri Track" begonnen, sind dann aber auf den "Pheonix Trail" umgestiegen, als es zu steil wurde. Das hat sich aber gelohnt, denn wir sind zu einem schönen See mit Wasserfall gekommen, wo wir erstmal ein kleines Picknick mit Banane und Willy Wonka Chocolate Bar gemacht haben. Auf dem Weg zurück zum Auto hat uns dann ein sehr netter Gärtner mit kaputtem Strohhut angesprochen wo wir denn herkämen (anscheinend sehen wir noch nicht besonders einheimisch aus^^). Wir haben kurz mit ihm geplaudert und er hat uns den Tipp gegeben, dass man in Sandy Bay gut eine Nach schlafen könne.
Neuseeländer sind wirklich alle (oder wir hatten bisher einfach Glück) super nett und freundlich. Überall wird man angesprochen und angelächelt, man wird sogar gegrüßt wenn man nur mit dem Auto an ihnen vorbei fährt! In Deutschland würde man meist nur komisch angeguckt werden wenn man Fremde grüßen oder sogar ansprechen würde!

Der nächste Halt in Whangarei war der Kauri Park. Der Wald war wirklich wunderschön, meterhohe Farne und überall Lianen. Wenn man's nicht besserwüsste, könnte man glauben man sein irgendwo am Amazonas. Die Kauribäume selbst waren auch unglaublich beeindruckend. So große, dicke, hohe und alte Bäume. Was die schon alles erlebt haben müssen, es wäre echt spannend wenn dir reden könnten. 
Ein Stück weiter kamen wir dann auch noch zu einem 23 Meter hohen Wasserfall, denn man von einer gegenüberliegenden Klippe betrachten konnte. 
Ich bin wirklich gespannt wie wir das alles was noch auf uns zu kommt verarbeiten sollen. Wir sind noch nichteinmal eine Woche auf Tour und haben schon so viel gesehen, dass man alles aufschreiben muss um es nicht zu vergessen. Wie sollen da bloß die nächsten 8 Monate werden?!
Anschließend haben wir uns auf den Weg nach Sandy Bay gemacht. Die Straßen gehen hier auf und ab und rechts und links herum, man weiß meist gar nicht mehr wo eigentlich Noredn und Süden, Küste und Inland ist. Auch die Landschaft wechselt so schnell zwischen Dschungel und Grasland und Nadelwald und Küste, dass man gar nicht hinterherkommt. Immer wieder sieht man ziemlich große Raubvögel über der Landschaft ihre Kreise ziehen und merkwürdige blaue Hühner am Straßenrand langlaufen. 
In Sandy Bay angekommen haben wir uns erstmal Nudeln mit Tomato Sauce (von Budget) gemacht, und auf unseren Campingstühlen, im Schlafsack eingekuschelt, mit Blick aufs Meer, eine 18g Tüte Chips gegessen und unsere Reisetagebücher auf den neusten Stand gebracht. 





Helena Bay, wo bist du?

Nach einem weiteren Frühstück am Strand haben wir uns auf den Weg richtung Oakura gemacht. Auf dem Weg sollte eigentlich Helena Bay liegen, laut Reiseführer eine nette kleine Bucht (und Helena Bay wollte ich schon aus Prinzip besuchen!). Das Ganze hat sich aber als schwieriger als gedacht erwiesen. Zuerst hat uns die Karte in die Irre geführt, theoretisch hätte der Abzweig nach Oakura an der Straße liegen sollen, die nach Whanganaki führt. Fast in Whanganaki angekommen haben uns freundliche Straßenarbeiter darauf hingewiesen, dass der Abzweig (nicht wie auf der Karte eindeutig zu erkennen!) ein paar Kilometer weiter vom Highway abzweigt. Na toll. 
Egal, den ganzen Weg zurück gefahren und tatsächlich nur ein kleines Stück weiter, quasi hinter der nächsten Kurve, ging es wirklich nach Oakura. Also los, jetzt ist's ja nicht mehr weit, dachten wir uns leichtsinnig. Bei einem kleinen Cafe & Gallery haben wir kurz angehalten um uns die sehr interessanten und fantasiereichen Kunstwerke (alle viel zu teuer für normale Backpacker) anzuschauen. Laut Reiseführer sollte es nicht mehr weit sein. Den Straßenschildern folgend kamen wir dann an eine Bucht. Aber nicht Helena Bay. Die nächste war's auch nicht. Eine nette alte Dame erklärte uns, dass wir nur noch über den nächsten Hügel müssten. HA! Witzig, junge Dame, sehr witzig! Eine Schotterpiste führte uns durchschnittlich 15kmh den Berg rauf und wieder runter. Immernoch kein Helena Bay. Wieder rauf kamen wir an einen Abzweig zum Mimiwhangata Coastal Park. Auf dem Schild stand, dass Campen erlaubt sei, also beschlossen wir, da erstmal runter zu fahren, wenn wir schon Helena Bay nicht finden konnten, hätten wir wenigstens einen schönenen Schlafplatz. Nach weiteren langen Schotterkilometern, kamen wir unten an. Ein alter Mann zerstörte jedoch unsere Hoffnungen auf einen guten Nachtplatz, denn im Winter sei die Anlage geschlossen. Trotzdem wollten wir den Strand einmal anschauen, um nicht komplett grundlos da runter gefahren zu sein. 
Und wirklich hat der Strand und der Ausblick da die ganze Mühe wieder wett gemacht. Das war mit Abstand der schönste Strand an dem ich je war! Eine einsame, komplett verlassene Bucht mit türkisblauem Wasser. Keine einzigen Fußabrücke am Strand, riesige Muscheln und tolle Wellen. Das Wetter hat uns dann aber zum Auto zurück getrieben. Alle 5 Minuten gibt's hier einen Wetterumschwung. Aber egal. Schön war's.
Wir beschlossen die Nacht in der dritten Bucht zu verbringen. Papahari Point besteht aus ca. 4 Häusern und vielen Schafen. Wir wollten uns erstmal eine kleine Mahlzeit am Strand kochen (eine Tasse Reis mit Tomato Sauce), aber wieder kam das Wetter dazwischen. Tropfend nass haben wir uns und unser Essen wieder ins Auto gerettet. Zum Glück war der Reis schon fertig! Den Rest des Tages haben wir im Auto verbracht, immer wieder die Tür aufgemacht solange die Sonne schien und uns ein bisschen häuslich eingerichtet. 

Nach einer wirklich schönen Nacht unter den Sternen (Glasdach sei Dank!) geht's heute nach Russell (eigentlich sind wir schon da, aber darüber berichte ich nächstes Mal ;) ). 

Alles alles Liebe aus dem (momentan) sehr sonnigen Russell, 

eure Julia <3

 

PS: Fotos kommen später dazu, Internet ist begrenzt auf MBs, und da will ich nichts überstürzen ;)

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